Karl Prasse * 1906 in Duisburg, 1997 in Mülheim

1923 Unterricht bei Max Schulze-Sölde, 1926 – 1929 Kurse für Malerei und Graphik, 1929 – 1931 Werkkunstschule Hannover (Prof. Burger), 1934 – 1940 freiberufliche Tätigkeit als Maler und Graphiker, 1940 – 1946 Krieg und Gefangenschaft, 1947 Beteiligung an der ersten Ausstellung des Bundes Duisburger Bildender Künstler, 1949 – 1950 Pressezeichner (u. a. Rheinische Post, Duisburg), ab 1950 Entwurf und Ausführung zahlreicher Sgraffito-Arbeiten, Groß-Mosaiken und Glasfenster (Kunst am Bau), 1957 Mitbegründer der Duisburger Sezession, 1958 erste Auseinandersetzung mit Skulptur und Mitbegründer der Galerie Intergroup, 1980 Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft der Stadt Mülheim an der Ruhr, Mitglied des Duisburger Künstlerbundes, der Gesellschaft der Freunde Junger Kunst, Baden-Baden, des Künstlervereins Malkasten, Düsseldorf und des Essener Forums bildender Künstler

Lit.: Ausst. Kat. Duisburger Sezession, Kulturzentrum Belgrad 1960, Ausst. Kat. (S. 269)
Duisburger Sezession, Galerie Campo, Antwerpen 1963, Ausst. Kat. Kreis 52

Den Grundstoff seiner Arbeiten bildet das Holz. Hierin sucht er ein gestelltes Thema bis zur gültigen Form durchzugestalten. Alle seine Großskulpturen sind zunächst in Holz gearbeitet. Holz aber ist nicht das Material, das er für die endgültige Arbeit haben will. ‚Holz ist für mich Mittel zum Zweck, der Guß ist das eigentliche Kunstwerk. Ich denke in Metall‘, sagt er.

So kann man festhalten, daß das organische Holz für ihn das Material ist, in dem er seine künstlerischen Formen sucht, die er dann in das starre, unveränderbare Metall überführt. Hier erlangt das Werk seine Endgültigkeit. Prasse hat viele verschiedene Metalle verarbeitet:
Kupfer, Aluminium, Eisen, Bronze, Stahl so war er wohl in Deutschland einer der ersten, der den mittlerweile von Künstlern so geschätzten CortenStahl benutzt hat. Gleichzeitig aber hat er auch schon die unterschiedlichsten Bearbeitungsmethoden angewandt: Er hat Metalle getrieben, geformt, geschweißt und gegossen. Alles aber mit einer handwerklichen Gediegenheit, der man nie den Autodidakten ansieht.

Nachdem Prasse 1960 den Weg der nonfigurativen Skulptur eingeschlagen hatte, begann er, verschiedene formale Probleme, die damals aber schon inhaltlichsymbolische Werte trugen, durchzuarbeiten. Zu Beginn standen vor allem die Themen ‚Innere und äußere Form‘, ‚Vegetative Form‘, ‚Bewegung‘, ‚Gegenbewegung‘ u.a. Nach 1964 wandte er sich dann zusehends den schwebenden Formdurchdringungen und den dynamischen Formen zu, die eine unmittelbare Einbeziehung des Luftraums um und in die Plastik brachten. Das war der so wesentliche Schritt von der raumverdrängenden zur raumumfassenden Skulptur. War in den Entwicklungen der frühen Formen die aufwärtsstrebende, senkrechte Figur vorherrschend, so trat nun mehr und mehr auch das Runde und Ovale sowie die Horizontale (Flöze, schwebende Formen) hervor. Das Einbeziehen des Umraums, der Luft und bei den Großskulpturen auch der landschaftlichen und architektonischen Nachbarschaft, spiegeln seine einschlägigen Erfahrungen auf dem Gebiet Kunst und Architektur wieder.

Uwe Rüth