Von der Decke bis zum Boden
Drei Mitglieder der Künstlervereinigung „Duisburger Sezession“ stellen ab heute unter dem Thema „Boden – Wand“ in der Galerie Rheinhausen aus. Günter Kühn, Jürgen Meister und Günter M. Schirmer zeigen viele großformatige Werke, die sie eigens für diese Ausstellung geschaffen haben.
Rheinhausen Die Wände sind ihnen nicht genug. Wenn Günter Kühn, Jürgen Meister und Günter M. Schirmer ausstellen, arbeiten sie raumübergreifend, nehmen gleich auch Decke und Fußboden mit in Beschlag. So gewinnen ihre Kunstwerke eine ganz neue Form der Plastizität. Ab heute stellen die drei Mitglieder der Künstlervereinigung „Duisburger Sezession“ in der Galerie Rheinhausen aus.
Direkt ins Auge fällt dem Betrachter das großformatige Werk „Lanark – Unthank, und zurück“ von Jürgen Meister. Inspiriert dazu wurde der Grevenbroicher durch den Roman „Lanark“ des schottischen Schriftstellers und Künstlers Alasdair Gray. Hierin macht eine der Figuren eine Entwicklung durch, in der sie wie ein Krustentier ein Exoskelett entwickelt, das irgendwann aufbricht. „Von innen tritt pure Energie nach außen. Genau das tut auch mein Kunstwerk“, sagt der Künstler. Und tatsächlich: Die 2,95 mal 5,45 Meter große, mit Acryl und Kunstharz bearbeitete knallbunte Leinwand scheint den Raum aufzubrechen, ein Loch hineinzureißen. Dann ist da noch ein Stab, der die Leinwand, so scheint es, durchspießt und am Boden festnagelt. Der Künstler drückt es so aus: „Der Stab führt die Leinwand dreidimensional in den Raum hinein.“ Das sei ein ganz altes Thema von ihm, erklärt Meister: „Ich will schon immer Farbe von der Leinwand lösen und in den Raum bringen.“
Meterlange Schleifpapier-Bahnen
Günter Kühns Bezugsfeld ist nicht die Literatur, sondern die Arbeitswelt, wie er sagt. In der Ausstellung in Rheinhausen zeigt er mehrere Werke, in denen er Schmirgel- und Schleifpapier verarbeitet hat. Mal sind kleine Stückchen Schmirgelpapier, mit denen der Rheinhauser Künstler früher Holz, Eisen oder lackierte Gegenstände bearbeitet hat, aneinandergereiht. Mal bedecken alte Bänder einer Schleifmaschine, die zu Bahnen zusammengelegt sind, mehrere Meter des Fußbodens und der Wand.
Günter M. Schirmer hat sich bei seiner Hauptarbeit für die Ausstellung an einem der vielleicht bekanntesten japanischen Kunstwerke orientiert: „Die große Welle vor Kanagawa“ von Katsushika Hokusai. Es zeigt kleine Fischerboote in einer riesigen Welle vor der Kulisse des Fuji-Bergs. Auf drei Leinwänden, die eine Einheit bilden, deutet Schirmer diese Welle auf seine Art an – mit buntem Industrielack und oxidiertem Eisen. Auf dem Boden direkt davor wird Hokusais berühmtes Motiv noch einmal gewürdigt, hier allerdings in viel abstrakterer Form: Die Welle ist hier der aufgebockte geschwungene Deckel eines Schrankes. Darunter befindet sich ein knallgelbes Boot aus Holz, daneben zwei Paddel in derselben leuchtenden Signalfarbe.